Newsmeldung

Stiftungsprojekte starten

Die Fraunhofer-Zukunftsstiftung unterstützt die Ukraine beim Wiederaufbau ihres Landes durch Forschungskooperationen. Sie fördert vier Projekte, in denen Forschungsteams zusammen mit Unternehmen und Organisationen aus Deutschland und der Ukraine zerstörte Gebiete wieder bewohnbar machen wollen. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt zunächst in der Beseitigung von Altmunition und Minen sowie der Sicherung von Wasserwegen.

Im neuen Förderprogramm »Rebuilding Ukraine – resilient and sustainable« stellt die Fraunhofer-Zukunftsstiftung für das Jahr 2024 Mittel in Höhe von 1,6 Millionen Euro für Forschungsvorhaben zur Verfügung. Ziel ist es, technologische Lösungen für den Einsatz in der Ukraine weiterzuentwickeln. Die Ausschreibung der Stiftung stieß bei den Forschenden der Fraunhofer-Gesellschaft auf großes Interesse: Insgesamt bewarben sich 26 Institute mit 27 Projektideen. Die Einreichungen spiegelte die breite thematische Kompetenz der Fraunhofer-Gesellschaft wider: von nachhaltigem Bauen über resiliente Infrastrukturen bis zur automatisierten Erkennung und Räumung von Gefahrstoffen.

Für die Auswahl der Projekte war besonders relevant, ob bereits ukrainische und deutsche Projektpartner gewonnen werden konnten. Ein weiteres Förderkriterium war außerdem, dass die Technologie in ihrer Entwicklung weit genug fortgeschritten ist, um zeitnah Wirkung entfalten zu können. Für das Sonderprogramm erweiterte die Fraunhofer-interne Projekt-Jury ihren Kreis um Ukraine-Expertinnen und -Experten: Dr. Natalia Hryshchenko (Deutsch-Ukrainische Industrie- und Handelskammer), Stefan Kägebein (Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V.), Alina Nosenko (PHINEO gAG) und Dr. Martin Vogelsang (goodcarbon Foundation und Ukrainian Social Venture Fund).

Die Jurorinnen und Juroren wählten vier Projekte aus, die einen unmittelbaren Bedarf beim Wiederaufbau des Landes abdecken. Überzeugen konnte ein automatisiertes Schweißrobotersystem zur beschleunigten Instandsetzung komplexer Stahlkonstruktionen, etwa an Brücken, sowie drei Forschungsinitiativen zur Detektion und Beseitigung von Kampfstoffen auf ukrainischem Gebiet. »Funktionierende Infrastruktur und Beseitigung von Kriegshinterlassenschaften, die eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen, sind notwendige Basis für den Wiederaufbau«, erläutert Dr. Johann Feckl, Vorsitzender der Jury. So seien laut Schätzungen mehr als ein Drittel der Ukraine durch Minen verseucht – ein Gebiet halb so groß wie Deutschland. 

»Das Interesse der Forschenden am Sonderprogramm der Stiftung war enorm. Die Möglichkeit, die eigenen Kompetenzen dafür einsetzen zu können, um den Menschen in der Ukraine zu helfen, war bei vielen Teams die wichtigste Motivation zur Teilnahme an der Ausschreibung«, berichtet Programm-Manager Andreas Dockhorn. Die Stiftung plant, eine weitere Förderrunde noch im Jahr 2024 auszuloben.

Übersicht über die geförderten Projekte

KiroS

Mobiler Schweißroboter zur beschleunigten Instandsetzung komplexer sowie großer Stahlkonstruktionen

Im Projekt sollen Prototypen des mobilen Robotersystems für die Ukraine angepasst werden, damit große Bauteile, wie Brückenpfeiler, automatisiert vor Ort als Einzelteile geschweißt werden können. Großer Wert wird dabei auf eine einfache Programmierung und Bedienung gelegt, um die Fertigung komplexer Bauteile vor Ort für geschulte Laien intuitiv zu ermöglichen. Der Stahlbau, eine Schlüsselindustrie der Ukraine, leidet unter dem durch den Krieg verursachten Fachkräftemangel. Die auch wirtschaftlich rentable Technologie des Projekts könnte das Land in diesem Sektor unterstützen und schneller handlungsfähig machen.

Gefördertes Institut: Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM

Kooperationspartner: Technisches Hilfswerk, Deutsches Rotes Kreuz sowie drei jeweils spezialisierte deutsche Unternehmen im Anlagenbau, der Schweißtechnik und im Stahlbau

AutoDrone UA

Drohnen-Unterstützung für Minen-Räumdienste zum effizienten und sicheren Aufspüren explosiver Kampfmittel

Eine Software zur Verknüpfung von Einzeldrohnen, die jeweils mit verschiedenen Sensoren ausgestattet sind, soll optimiert werden, um einen präzisen Flug im Verbund gemäß der Sensoranforderungen über vermintem Gelände zu ermöglichen. Zudem sollen weitere Analysesysteme zum Aufspüren von explosiven Kampfmitteln integriert werden, wie Multispektralkameras oder »Ground Penetrating Radar«, um großflächige verseuchte Terrains effizient und verlässlich untersuchen zu können. Die neu entwickelte Lösung soll den bislang lebensgefährlichen Einsatz bei Minenräumungen für Menschen und Minenspürhunde deutlich sicherer und effizienter gestalten.

Gefördertes Institut: Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF

Kooperationspartner: Kharkiv Aviation Institute Ukraine sowie ein deutsches auf Kampfmittelräumung spezialisiertes Unternehmen

HUGIN2SCOUT

Detektion von Unterwasser-Gefahren durch autonome Begleitboot-Verbände zur sicheren Nutzung von maritimen Handels- und Versorgungswegen

Das Projektteam will unbemannte Wasserfahrzeuge verschiedener Hersteller befähigen, als KI-gesteuerter Verbund zu wirken, um zum einen Seeminen oder Blindgänger unter Wasser aufzuspüren. Dazu sollen ein sogenanntes Autonomieframework, also ein Programmiergerüst, sowie eine Hardware weiterentwickelt werden, über die unbemannte Wasserfahrzeuge künftig autonom und flexibel kooperieren und agieren können. Im Laufe des Projekts werden regionale Anforderungen zum Einsatz in der Ukraine erfasst sowie die Technik in deutschen Gewässern getestet.

Geförderte Institute: Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, Fraunhofer Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML

Kooperationspartner: Zwei jeweils auf Kampfmittelräumung bzw. -entsorgung spezialisierte deutsche Unternehmen sowie ein norwegischer Hersteller unbemannter Wasserfahrzeuge und eine NGO mit dem Ziel der Schaffung eines Abkommen zur Kampfmittelräumung

CleanUkraine

Sichere und beschleunigte Zerlegung von Altmunition durch automatisierte Schmelztechnik

Die bereits entwickelte Roboter-Einheit soll zum Einsatz in mobilen Überseecontainern angepasst sowie ihre Funktionstüchtigkeit speziell auf Munitionsarten, die derzeit in der Ukraine zum Einsatz kommen, abgestimmt werden.

Gefördertes Institut: Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS

Kooperationspartner: National Academy of Science of Ukraine